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Weniger Elektrosmog für 750 Mitarbeiter

Vorangehen, neue Wege gehen.

Quelle: IBN – Institut für Baubiologie + Ökologie «Wohnung + Gesundheit» Nr. 148/2013

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Die Allianz Handwerker Service GmbH und die Mondial Assistance Deutschland GmbH machen es vor. Beide Firmen haben mit gesundheitsfördernden Massnahmen eine Reduzierung von elektrischen Feldern für annähernd 750 Büroarbeitsplätze mit großem Erfolg durchgeführt. Das Resultat sind zufriedene und motivierte Mitarbeiter, dies zeigt sich unter anderem in einem starken Rückgang der Fehltage aller Mitarbeiter.

Annähernd 750 Büroarbeitsplätze wurden untersucht, um Störquellen am Arbeitsplatz

  • bewusst zu machen
  • zu finden und zu erfassen
  • zu analysieren
  • zu reduzieren

Der Erfolg ist zukunftsweisend

  • Motivierte und engagierte Mitarbeiter
  • Verbesserte Zusammenarbeit zwischen der Geschäftsleitung und der Gewerkschaft
  • Bessere Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten
  • Rückgang der Krankheitstage

Lesen Sie nachfolgend die Hintergründe in einem Interview mit dem damaligen CEO beider Firmen, Norbert Bierbaum-Hillejan.

Können Sie kurz Ihren Aufgabenbereich beschreiben?

Ich war von 2004 bis 2011 erster Vorsitzender der Geschäftsleitung zweier Dienstleistungsanbieter der Allianzgruppe, einmal der Allianz Handwerker Services und der Mondial Assistance.

Die Allianz Handwerker Services führt unter anderem die Reparaturen von Versicherungsschäden der Allianz aus.

Bei der Mondial war ich für ungefähr 500 Mitarbeiter und bei der Allianz Handwerker Services für 250 Mitarbeiter verantwortlich.

Insgesamt wurden mehr Arbeitsplätze untersucht und bearbeitet, als damals Mitarbeiter beschäftigt waren.

Hatten Sie einen Leitsatz für Ihre Personalführung?

Mein Leitsatz war immer das Delegieren und Steuern, damit meine ich: möglichst kleine unternehmerische Einheiten zu bilden, ihnen die nötigen Führungsinstrumente zu geben und sie dann eigenverantwortlich wirken zu lassen. Das fördert die Motivation und die Ziele werden erreicht. Das hat immer wunderbar geklappt.

Was hat Sie dazu veranlasst, als gesundheitsfördernde Maßnahme eine Elektrosmog-Reduzierung durchzuführen?

Mein eigenes Schicksal. Ich hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs, den ich auf exzessives Handytelefonieren zurückführe. Es ist zwar nichts bewiesen, aber durch viele Gespräche links und rechts kam der Verdacht dazu und ich hab mich mit der Thematik beschäftigt. Herr Nemec (Baubiologe IBN) hat mir dann aufgezeigt, welchen starken und unnötigen elektrischen Feldern ich und meine Mitarbeiter ausgesetzt waren, besonders bei der Mondial, das ist ein Call-Center.

Mein eigenes Schicksal hat mich bewogen, die Elektrosmog-Reduzierung bei beiden Firmen durchzuführen.

Ich kannte Herrn Nemec schon von meiner Tätigkeit als Geschäftsführer der DB Service AG.

Ich hoffe, Ihnen geht es wieder gut?

Danke, mir geht es gut, es war auch schon 2004 und es ist alles weg. (Klopft auf Holz)

Was für Maßnahmen wurden durchgeführt, um die elektrischen Felder zu reduzieren?

Der Auftrag ging an Herrn Nemec von der DB Service AG, die für das Facility Management für beide Firmen verantwortlich ist. Der Auftrag lautete, die ca. 1000 Arbeitsplätze zu untersuchen und die elektrischen Felder zu reduzieren.

Auch einige Autos, die mit einer Freisprechanlage ausgestattet waren, wurden von Herrn Nemec untersucht und die Belastungen mit seinen Mitteln reduziert.

Dass die Arbeitsplätze nicht im grünen Bereich waren, hat sogar ein Laie wie ich gesehen, so hatten wir zum Beispiel bei der Allianz Handwerker Service modernste Schreibtische aus Metall mit Kabelkanälen. Die wurden aber einfach nicht richtig genutzt, viele Schreibtische waren noch nicht einmal geerdet. Obwohl das vom Hersteller so vorgesehen war und die Arbeitssicherheitsrichtlinien es vorschreiben, wurde es von den Elektrikern, die die Schreibtische aufgestellt haben, als nicht nötig erachtet.

Da wurde Geld für Arbeitssicherheit ausgeben und dann nicht genutzt, weil man keinen Sinn darin sah, aus Unkenntnis. Das ist, als ob Sie Ihren Sicherheitsgurt im Auto nicht nutzen.

Das war Schlamperei, aber die Mitarbeiter haben nichts gemerkt und darum hat die Geschäftsführung das dann in die Hand genommen. Ich habe das in Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft und den Sicherheitsbeauftragten in Auftrag gegeben.

Herr Nemec hat alle Arbeitsplätze in München und alle Arbeitsplätze in den sechs oder sieben Niederlassungen außerhalb von München durchgemessen und protokolliert. Daraufhin wurden unverzüglich Schreibtische verstellt, PCs ausgewechselt, Stecker ausgewechselt und weitere Maßnahmen durchgeführt.

Seit 2007 wurden alle Arbeitsplätze schon drei Mal überprüft, es ist auch notwendig, neue Mitarbeiter ins Boot zu holen und sie zu schulen.

Haben sich Ihre Erwartungen durch diese Reduzierungsmaßnahme erfüllt?

Unbedingt, meine Erwartungen, aber auch die der meisten Mitarbeiter. Eine Mitarbeiterbefragung nach der Aktion hat eine glatte 2 (Schulnoten 1-6) für die E-Smog-Reduzierung ergeben. Da sind auch die Skeptiker dabei, einige hielten gar nichts davon, da man es nicht greifen kann, die findet man überall.

Trotzdem kam im Durchschnitt eine „2“ raus, das heißt, die Mitarbeiter fanden die Reduzierung richtig gut und das Beste daran war für sie, dass die Geschäftsleitung das von sich aus durchgeführt hat, ohne dass die Mitarbeiter sich das erkämpfen mussten.

Es war riesig motivierend und hat das Verhältnis zum Betriebsrat und zu den Mitarbeitern, das schon gut war, noch mal verbessert.

Es gibt da ein Beispiel, das ich erwähnen möchte: In Stuttgart am Empfang der Allianz Handwerker Services arbeitet Frau Wild, die damals ständig über Kopfschmerzen geklagt hat und von Arzt zu Arzt rannte, ohne dass ihr geholfen wurde.

Nachdem Herr Nemec ihren Arbeitsplatz verbessert hatte, waren ihre Kopfschmerzen und die Fehlzeiten vorbei.

Im Wesentlichen war eine Metallgarderobe, die wie ein Richtstrahler wirkte, verstellt worden. Dies ist ein Beispiel, wie die Elektrosmog-Reduzierung unmittelbar geholfen hat. Es war, als ob ein Schalter umgelegt wurde und der Frau Wild war geholfen.

Die meisten merken ja nichts von den unnötigen Belastungen, da geht das schleichend über Jahre, bis man krank wird – wie bei mir.

Haben sich die Fehlzeiten durch diese Maßnahmen verändert?

Während meiner Tätigkeit von 2004 bis 2012 gingen die Fehltage von 5,5-6 % auf 3,5-3,6 % runter.

Das lag natürlich nicht nur an der Elektrosmog-Reduzierung, 2004 war die Firma in den roten Zahlen, was den Mitarbeitern natürlich Angst gemacht hat. Die Firma hat sich glänzend entwickelt und die Elektrosmog-Reduzierung hat dann am Schluss sicherlich auch noch stark geholfen.

Bei den Krankheitstagen kommen viele Dinge zusammen, das Betriebsklima, das Verhältnis zu den Vorgesetzten, aber die Elektrosmog-Reduzierung spielt auch eine Rolle.

Das sieht man am Beispiel von Frau Wild. Sie ist ein wunderbares Beispiel, wie sich die Krankheitstage positiv entwickelt haben und sich quasi halbiert haben.

Welche Grenzwerte wurden angewandt?

Das hat Herr Nemec ausgearbeitet und in einer Betriebsversammlung vorgestellt. Er hat die Grenzwerte erläutert und so die Mitarbeiter überzeugt. Die Aktion wurde auch sehr stark von Seiten der Geschäftsleitung und intensiv vom Betriebsrat schriftlich und verbal kommuniziert.

Es wurden Sprechstunden durchgeführt, in denen Mitarbeiter Fragen stellen konnten, die auch für ihre häusliche Umgebung von Relevanz waren. Die Akzeptanz war riesig.

Die Schulung der Mitarbeiter war ein Schlüssel zum Erfolg. Es nützt ja nichts, irgendwelche Maßnahmen durchzuführen und die Mitarbeiter wissen nicht, warum. Es liegt natürlich auch in der Verantwortung der Mitarbeiter, die E-Smog-Reduzierung nicht durch Unachtsamkeit wieder unwirksam zu machen und z. B. einen neu angebrachten Vielfachstecker in den geerdeten Kabelkanal zu legen und nicht auf den Boden, neben die Füße.

Entscheidend für den großen Erfolg waren auch die Ratschläge für zuhause, die die Mitarbeiter aus der Schulung mitgenommen haben. So haben viele Mitarbeiter ihr Verhalten geändert und schalten das WLAN zuhause über Nacht ab, haben ein strahlungsarmes DECT oder gar wieder ein schnurgebundes Telefon. So profitierten auch die Familien, und die Mitarbeiter kommen morgens erholter und motiviert zur Arbeit.

Gibt es Pläne, um diese Elektrosmog-Reduzierung bei weiteren Firmen der Allianzgruppe durchzuführen?

Momentan nicht, es hat zwar niemand dagegen gestimmt, aber es müsste sich jemand dafür engagieren und das Geld dafür bereitstellen.

Die Maßnahme hat für beide Firmen ca. 150‘000 € gekostet. Das sind 150 € pro PC-Arbeitsplatz.

Das ist ein Klacks, wenn man sieht, dass sich quer­beet so viel positive Stimmung breitgemacht hat, oder dass mit so wenig Aufwand der Frau Wild geholfen werden konnte, das kann man eigentlich gar nicht bezahlen.

Wären Sie bereit, interessierte Firmen zu beraten?

Gerne, natürlich müsste man das planen, aber ich bin nach wie vor begeistert und überzeugt von der Maßnahme.

Hat sich die Elektrosmog-Reduzierung für Sie betriebswirtschaftlich ausbezahlt?

Es ist schwer, die Maßnahme in reinen Zahlen zu bewerten. Der Rückgang der Fehltage wurde von vielen Faktoren positiv beeinflusst, aber wenn man qualitative Dinge – wie Begeisterung des Betriebsrates und der Mitarbeiter, zufriedene, strahlende Gesichter, Reduzierung der Krankheitstage und höhere Akzeptanz der Geschäftsführung – sieht, dann muss man gar nicht darüber nachdenken, sondern man muss es tun.

Ja, es hat sich vielfach ausbezahlt!